Mutter Heimat
Zur Verschandelung des Mutter-Heimat-Monuments in Kiew
Autor: Dmitrij Olschanskij
30. Juli 2023
Russland Ukraine GesellschaftLesezeit: ca. 2 Minuten
Vielen ist bekannt, dass ich kein Freund von sowjetischer Symbolik bin, der heutige, durch die Nachrichtenmeldungen geisternde Anblick jedoch – nämlich Ukrainer, welche das Sowjetwappen vom Mutter-Heimat-Monument in Kiew absägen, um es durch ihren Dreizack zu ersetzen, erscheint selbst mir als eine gewisse absurde Abscheulichkeit.
Jedes Denkmal, gleich wie eigentlich jede Epoche oder die Geschichte als solche hat einen eigenen inhaltlichen Kontext.
Es ist eben so gekommen, dass die Sowjetunion samt der Alliierten im Zweiten Weltkrieg – mag manchem auch der Begriff „Großer Vaterländischer Krieg“ Krämpfe verursachen, sei's drum – also: im Zweiten Weltkrieg gesiegt hat.
Und als der Bildhauer Borodai (ein interessantes Zusammentreffen von Familiennamen, nicht wahr?), der Nachfolger des Wutschetitsch, sein Denkmal errichtet hat, meinte er genau die Heimat, die dort und damals in diesem Krieg gesiegt hat.
Das sowjetische Wappen auf dem Schild ist unabdingbarer Bestandteil des gemeinten Ereignisses, während der Dreizack weder zu 1945, noch zu 1981 (dem Jahr der Einweihung des Monuments) in irgendeinem Bezug steht, sondern erst durch die später an diesem Ort hausenden Barbaren hingesudelt werden wird.
Ehrlich gesagt wäre es logischer gewesen, das Denkmal einfach abzubauen und auf diese Weise eine maximal offenherzige ideologische „Message“ über sich zu offenbaren, als sich diese jämmerliche Fantasy auszudenken.
Das alles nimmt sich aus, wie wenn irgendwer aus einer Laune heraus den „Arbeiter und die Kolchosbäuerin“ in Moskau in „Psychotherapeut und Feministin“ umbenennt.
Was wäre denn dabei? Wir leben doch jetzt in der Welt der Psychotherapie und des Feminismus und nicht etwa des Proletariats und der Kolchosen, warum sollte man also heute, im 21. Jahrhundert, der großen Muchina nicht unsere zeitgenössische Agenda überhelfen?
Die Ukrainer – in ihrer Wildheit einfältige Leute – räsonieren ja ganz genau so. Unser Speck, unsere Zwiebel, unsere Frau aus Stein, jetzt werden wir sie verbessern.
Im Grunde baut ihr ganzer Staat auf diesen Graffitti-Schmierereien über alte Porträts. Es war einmal die Krim, ab sofort ist es die „Krym“, es war einmal das Kiew des Bulgakow und Paustowski, ab sofort ist es das „Kyjiw“ des Taras Gestapenko. Eine Geschichte gibt es nicht, alles hat nicht einmal gestern, sondern sogar erst heute begonnen.
Und alles nur Falschheit, alles nur Surrogat.
Natürlich befindet sich das sowjetische Wappen auf dem Denkmal nicht an erster oder zweiter, auch nicht an zehnter Stelle der wichtigen Dinge, die sie im Verlauf der vergangenen neun Jahre zerstört und verschandelt haben, aber es sieht irgendwie spektakulär aus.
Die Mutter Heimat ist hoch, besessene Dummköpfe sieht sie von weitem.
Quelle: https://t.me/komissarischezaet