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Vom Staat gewordenen Aberglauben

Warum erweist sich das Virus des Ukrainertums als so ansteckend?

Autor: Alexander Chodakowski

10. September 2023

 Russland   Ukraine   orthodox 
Lesezeit: ca. 2 Minuten

Warum erweist sich das Virus des Ukrainertums als so ansteckend? Ich denke häufig darüber nach und habe für mich selbst diese Erklärung gefunden: Wenn man einmal annimmt, dass Russland für den Glauben steht, dann ist die Ukraine der Aberglaube. Der Aberglaube ist unheimlich ansteckend, er haftet an und ist hartnäckig … Er scheint ja mit etwas Archaischem in uns zu resonieren, mit etwas aus einer Zeit, zu der man noch Menschenopfer brachte und seinesgleichen verspeiste. Man steckt sich leicht damit an und hat enorme Mühen, es wieder loszuwerden – der Aberglaube ist einfach gestrickt und wird leicht von einem Verstand angenommen, der den Schatten, nicht aber das Licht bevorzugt. Es fällt einem schwer, sich ein Ukrainertum vorzustellen, das sich nach einer Harmonie der Welt verzehrt, das einen Dostojewski oder einen Tolstoi hervorzubringen imstande wäre …

Der Glaube nun ist wie ein Regenbogen: Das ist, wenn es gleichzeitig viel Regen und Sonne gibt. Ein gläubiger Mensch nimmt diesen Regenbogen auch nur selten wahr, aber er ist glücklich, wenn er ihn sieht … Versteht ihr, normalerweise ist es einem Menschen entweder zu trübe, und es mangelt ihm an Licht, oder ihm ist es zu hell, und er vergisst, dass es in der Welt auch trübe Zeiten gibt. Beim Anblick eines Regenbogens verweilt man jedoch gleichzeitig in beiden Zuständen. Gläubige nennen diesen Zustand mitunter „Freudentrauer“, er ist so schwer zu erreichen und so schwer zu halten … Das schaffen nur Menschen, die einen reinen, unbefleckten Glauben haben. Unter anderem auch unbefleckt vom Aberglauben.

Es fällt mir schwer, mir einen militanten Verfechter des Ukrainertums vorzustellen, der einen solchen Geisteszustand anstrebt. Den himmlischen Regenbogen haben sie durch einen anderen Regenbogen ersetzt – durch einen abscheulichen und irdischen. Ein Übergang vom Aberglauben zum Glauben bedeutet einen Verzicht auf Kleinlichkeit und Kleinkariertheit, auf Ängste und Phobien – er bedeutet einen Verzicht darauf, was einen militanten Ukrainer von einem Russen, als einem Erben des Glaubens und der Geschichte, unterscheidet. Auch die Russen sollten es anstreben, in sich jegliche Symptome eines solchen Ukrainertums zu kurieren – nicht als nationale Zugehörigkeit, sondern als Zustand der Seele.


Quelle: https://t.me/aleksandr_skif/2890