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Die geistliche Schlacht

Es dem Westen gestatten, unseren Verstand zu prägen, heißt nichts anderes als die Schlacht zu verlieren.

Autor: Alexander Chodakowski

15. März 2023

 Russland   Ukraine   Gesellschaft 
Lesezeit: ca. 3 Minuten

Von Russland aus betrachtet sieht alles immer ganz anders aus. Häufig sieht es natürlich so aus, wie es die Massenmedien vorgeben. Mir gefällt zum Beispiel der Journalist Dmitrij Steschin sehr gut. Mir gefällt sein Schreibstil, und auch als Mensch gefällt er mir sehr. Wenn ich mit ihm kommuniziere, habe ich immer ein gutes Gefühl, und das, obwohl ich sein Verhältnis zur Ukraine nie geteilt habe. Oft kommt es vor, dass er die ukrainische Sprache herabwürdigt, er setzt oft alle Ukrainer gleich – aber er betrachtet den Gegenstand eben von seinem Standpunkt aus, der sich durch seine Lebensumstände herangebildet hat, doch dieses sein Verhältnis zu den Dingen bestimmt für mich nicht den gesamten Steschin und macht keinen Strich durch sein Wesen. Das ist das eine Extrem.

Denn außerdem habe ich noch einen anderen Freund, einen Priester, der selbst aus Tschernowzy stammt, und dieser Priester dient in einer Kirche in einer kleinen Frontstadt, zelebriert jeden Tag unter dem Beschuss durch – wenn man die Sache einseitig betrachtet – „seine“ ukrainischen Kriegsleute – denn er stammt doch aus Tschernowzy? Aber er hat sich nie beklagt, hat unseren Kriegern nie die Seelsorge verweigert, und fast seine gesamte Gemeinde besteht aus „Separatisten“. Für mich ist er ein Beispiel für den Dienst am Glauben und an der Kirche, wie er bar jeglicher Politik ist. Ebenso hat er mir unwissentlich dabei geholfen, die Gewohnheit zu entwickeln, nicht alles nur in dieses sprichwörtliche Schwarz und Weiß zu unterteilen, bei dem es hier nur Freunde und dort nur Feinde gibt.

Was wollte denn Putin, als er die Ziele der Militäroperation genau so formulierte, und warum ist es, obschon ein Krieg, eben kein Krieg? Es gibt Faktoren, die die Ukraine zu einem Land machen, mit dem Krieg herrscht. Die Aufgabe besteht darin, diese Faktoren aus dem Leib des riesigen Territoriums herauszureißen und an die Sanierung zu gehen. So bezeichneten übrigens die Polen jene Prozesse, die die „Polonisierung“ der nach dem Versailler Frieden angeeigneten Gebiete begleitet haben. Aber wir sind nicht die Polen, und die Ukraine ist nicht unser Vasall, sondern unser Leib und Blut, und wir wollen es nicht damit überstürzen, die eiternde Extremität abzuhacken, sondern kämpfen darum, sie zu erhalten. Der Krieg ist nicht mit der Ukraine, sondern mit den Mächten, welche sie beherrschen und welche die Ukraine zu unserem Feind machen. Und diese Mächte sind gleichzeitig auch der schlimmste Feind der Ukraine selbst.

Jeder, der es aufgegeben hat, komplex zu denken, hat bereits verloren. Es ist einfach, uns zu töten – viel eleganter ist es, uns dazu zu zwingen, nach fremder Pfeife zu tanzen. Sobald sich in unserem Bewusstsein primitive Muster festgesetzt haben, hat der Westen gewonnen. Denn genau unsere Vernichtung durch unser eigener Hände Werk ist der Gipfel der großmeisterlichen Kunst derer, die sich auf die Seite des Teufels geschlagen haben. Doch Christus hat uns nicht gelehrt, primitiv zu sein, und deshalb fürchten sie Ihn ja auch – denkende, nüchterne Menschen lassen sich nur schwer manipulieren; aber gerade darauf fußt ja ihre gesamte Daseinsform. Ja, wir können auf dem physischen Schlachtfeld verlieren – denn es hat sich herausgestellt, dass wir viel weniger können, als wir von uns selbst angenommen haben. Doch wir haben kein Recht dazu, die geistliche Schlacht zu verlieren; und es dem Westen gestatten, unseren Verstand zu prägen, heißt nichts anderes als zu verlieren.


Quelle: https://t.me/aleksandr_skif/2621